von Marie Jünemann
Es war zu schön, um wahr zu werden. Am 21.04., zwei Monate vor dem geplanten riesigen Event, haben die Organisierenden des Projektes 12062020-Olympia die Großveranstaltung im Olympiastadion im Juni abgesagt. Ein angesichts der Corona Krise unabwendbarer und natürlich richtiger Schritt.
Aber auch ein Schritt, der sich nicht gut anfühlt. “Wir hätten was bewegen können” sagte Philip Siefer, ein Initiator zum “Spiegel” am Tag der Absage des Events. Er hat Recht. Diese Absage ist exemplarisch für das, was an der momentanen Krise so paradox ist:
Eine organisierte Zivilgesellschaft, Austausch-Räume, Protest und Aktivismus: All das ist – zumindest im real life und nicht per Online-Format – nur sehr eingeschränkt möglich. Und das in einer Zeit, in der eine lebendige Gesellschaft so dringend gebraucht wird. Denn die Probleme unserer Demokratie, unseres Klimas und unseres sozialen Zusammenhalts sind ja nicht einfach verschwunden. Im Gegenteil: Sie treten durch die Corona Krise nur umso deutlicher zu Tage.
Noch vor Kurzem war die Versammlungsfreiheit massiv eingeschränkt, Transparenz wurde als störend empfunden und staatliche Kontrolle war nur eingeschränkt möglich. Ein riesiges Demokratie-Festival bräuchte es jetzt mehr denn je. Gerade jetzt braucht es einen Raum, in dem wir überlegen und uns darüber austauschen, wie wir unser Zusammenleben neu gestalten wollen. Da hätte Olympia genau zur richtigen Zeit stattgefunden.
Eine kleine Analogie macht es vielleicht deutlich: Gerade jetzt Krankenhäuser oder andere Gesundheitseinrichtungen zu schließen, wäre nicht nur absurd, es wäre gefährlich! Jetzt keinen Raum für die Diskussion über die Gesellschaft von morgen zu schaffen, ebenfalls. Wir brauchen den Spirit von #Olympia JETZT dringender als je zuvor. Mehr denn je, müssen wir Bürgerinnen und Bürger gerade mitreden, mitgestalten und mitbestimmen!
Wie geht es also weiter? Der Utopie das Feuer, die Idee von Olympia – alles umsonst? Nein! Sie sind nicht erloschen. Im Gegenteil: Wir alle können dazu beitragen, diese noch weiterzutragen und in diesen Zeiten zu leben.
Was passiert jetzt?
Weiter geht’s: Der Petitionsprozess von 12062020Olympia wird fortgeführt – auch ohne Event im Stadion! Die Expertinnen und Experten stecken schon die Köpfe zusammen und beraten über die besten Vorschläge – die besten Petitionen werden beim Bundestag eingereicht. Die Ehrenamtlichen planen schon fleißig die Kampagnen. Alle, die mitdiskutieren und abstimmen wollen, sind weiterhin dazu aufgerufen, sich bei der Consul-Plattform des Prozesses anzumelden! Diese Plattform zeigt im Moment exemplarisch: Wir können unsere Austauschräume auch ins Digitale verschieben.
Und die zwei Millionen Euro an Spenden, die zusammengetragen wurden? Zur Erinnerung: Das 12062020Olympia-Projekt war die erfolgreichste Startnext-Kampagne, die es je gab. Und das nicht ohne Grund, denn die politischen aktiven Menschen wünschen sich in unserer Zeit genau das. Eine Bühne, neue Wege und vor allem: Mitbestimmung. Bei den zentralen Baustellen unserer Zeit mitreden. Es besser machen.
Die zwei Millionen Euro waren eigentlich für die Miete des Stadions vorgesehen. Die Menschen, die gespendet haben, haben nun die Wahl: Entweder sie bekommen ihre Spende zurück oder diese wird an drei Projekte und Organisationen gehen, die diese Baustellen bereits heute lösen und unsere Gesellschaft zukunftsfähig machen! Welche das sind, entscheiden nicht das Organisations-Team, sondern die Community. So entfaltet das Projekt eine ganz neue Wirkmächtigkeit.
Was also bleibt nun? Olympia war ein Funke. Eine Idee, die einen neuen Weg aufgezeigt hat. Auch wenn dieses wichtige Event jetzt nicht stattfinden kann, dieser Funke kann weitergetragen und neu entfacht werden. Bei uns allen individuell, aber auch als neues Projekt, einen zweiten Anlauf in in einem, zwei oder fünf Jahren. „Wir hätten was bewegen können” sagte Philip. Wir haben schon was bewegt, sage ich. Wir haben übrigens Mitte Mai unseren eigenes kleines Fest der Demokratie angeboten: Auf der Online-Konferenz „Zukunft der Demokratie” mit Podiumsdiskussion, Workshops & Open Space!
+++Der Petitionsprozess von Olympia12062020 geht weiter!+++
Jetzt über Petitionen zu Demokratiethemen informieren und abstimmen auf der Petitionsseite von 12062020Olympia
Die Autorin Marie Jünemann ist Landesvorständin von Mehr Demokratie Berlin/Brandenburg.