Demokratiewerkstatt „Demokratie – eine unendliche Geschichte?“

Demokratie als Gefühl

 

Es waren in der Tat nicht allzu viele Leute, die der Einladung des Vereins Engagierte Wissenschaften gefolgt waren und an der ersten Demokratiewerkstatt „Demokratie – eine unendliche Geschichte“, am Samstag, 12. Juni teilnahmen. Durchaus keine ungewöhnliche Erfahrung, offenbar ist die Aussicht etwas über Demokratie zu erfahren für die meisten nicht sonderlich reizvoll. Vielleicht scheuen auch viele die vermeintliche Abstraktheit des Themas. Nichtsdestoweniger kann der Workshop in einer ersten kurzen Einschätzung durchaus als Erfolg gewertet werden.

Was nehme ich mit?

Das Anliegen der Organisatoren war, laut Einladung, das Verständnis für Demokratie in unser aller Alltag herzustellen bzw. zu stärken. „Was hat Demokratie eigentlich mit unserem Alltag, mit unserem Leben zu tun? Welche Möglichkeiten bieten uns demokratische Entscheidungsregeln und Aushandlungsformen – gerade im täglichen Miteinander? Welche Probleme und Schwierigkeiten treten auf, wenn wir uns an demokratischen Prozessen beteiligen? Und wo gibt es Grenzen und Schranken, die demokratische Prozesse be- oder sogar verhindern?“ (aus dem Text der Einladung). Um dieses Vorhaben umzusetzen hatten sich die Veranstalter ein Programm überlegt, bei dem die Teilnehmer relativ unmittelbar in Situationen versetzt werden, in denen sich in der darauf folgenden Diskussion und Reflexion Ansatzpunkte für die Beurteilung des Verhaltens im Sinne von: „Was könnte all das mit Demokratie zu tun haben?“ ergeben. Obwohl natürlich durch den gesamten Kontext der Veranstaltung ein gewisser thematischer Rahmen vorgegeben war, funktionierte dieses Konzept größtenteils sehr gut.
Im Anbetracht der programmatischen Vorgaben wurde der Begriff „Demokratie“ nicht explizit eingegrenzt, wie es vielleicht zu erwarten gewesen wäre. So schossen dann die Einschätzungen, wie z.B. Demokratie im Alltag zu erfahren sei weit ins Kraut. Ob es nun in diesem Zusammenhang ratsam ist, Hilfsbereitschaft im Alltag als spezifische Erfahrung von Demokratie zu bezeichnen scheint zumindest etwas zu weit zu führen. Es ist den Veranstaltern hoch anzurechnen, dass sie in ihrer Planung genügend Raum ließen um Fragen dieser Art zu diskutieren. Auch die Unterschiedlichkeit der Teilnehmer erwies sich im Verlauf des Tages als Glücksfall – denn dadurch war garantiert, dass die Diskussion auch immer wieder in Gang kam, dass genügend Potential vorhanden war, um sich an den Einstellungen und Argumenten des Gegenüber zu reiben.
So fällt denn auch das Fazit der Demokratiewerkstatt weitestgehend positiv aus. Indem die Teilnehmer in Situationen gebracht wurden, in der sie angehalten waren ihre Bedürfnisse zu artikulieren und ihre Meinung zu vertreten, wurde die Konfliktfähigkeit und die Kommunikationskompetenz jedes einzelnen gefördert – so auch der einhellige Tenor aller Beteiligten am Ende der Veranstaltung. Vielleicht ist es überzogen, jede moralisch oder gesellschaftlich erwünschte Handlung oder Einstellung mit dem Etikett „Demokratie“ zu versehen. Nichtsdestoweniger kann es nicht schaden grundlegende Kompetenzen, wie Konflikt- und Kommunikationsfähigkeit, Diskussionskultur, Toleranz und Akzeptanz immer und immer wieder zu fördern und zu trainieren, oder sich selbst von Zeit zu Zeit fragt: Wovon rede ich, wenn ich von Demokratie rede?