Mehr Demokratie auf der Leipziger Buchmesse 2010.

Über Demokratie sprechen!

Unser Infostand von Mehr Demokratie auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse war ein Ort für ganz persönliche Begegnungen und Gespräche.

Einige Messebesucher schienen anfangs ein wenig erstaunt. Das ist wenig verwunderlich, erwartet man doch auf einer Buchmesse eher Verlage und Zeitungen oder ähnliches. Nichtsdestoweniger konnten wir uns auch in dieser unerwarteten Umgebung auf uns aufmerksam machen. Ein eindeutiges Zeichen dafür, dass die Menschen sich vom Thema Demokratie angesprochen fühlen, mehr noch, dass es in unserer Gesellschaft ein dringendes Bedürfnis gibt, Über Demokratie nachzudenken und vor allem zu sprechen. Besondere Aufmerksamkeit erregte während der vier Messetage die Postkartenaktion von Mehr Demokratie gegen Firmenspenden an Parteien. Ein Thema, dass sicher auch wegen der medialen Debatte besonders emotional aufgeladen war. In den Gesprächen selbst zeigte sich jedoch auch differenzierte Haltung Meinung vieler Bürger, viele wünschten sich eine Debatte um mehr Transparenz in der Parteienfinanzierung, um zukünftig schon den Verdacht auf Käuflichkeit politischer Entscheidungen zu verhindern.

Macht mit!

Neben den Postkarten und verschiedenen anderen Informationsmaterialien von Mehr Demokratie, wurde von den Besuchern vor allem das Angebot wahrgenommen, sich ein Exemplar des Grundgesetzes mitzunehmen. Zudem eröffnete sich damit eine weitere Möglichkeit mit den Menschen über die Wirklichkeit der bundesdeutschen Demokratie zu sprechen. Einmal mehr zeigte sich die Schwierigkeit, die von vielen als zu abstrakt empfundenen Themen der demokratischen Verfahren als eines unserer Hauptanliegen in gebührendem Maße herauszustellen. Es scheint eines der Phänomene unserer Zeit zu sein, dass sich die Menschen hauptsächlich für die Ergebnisse interessieren und dabei allzu schnell vergessen, dass es vor allem die demokratischen Verfahren sind, die den Entscheidungen die Legitimität verleihen. Eine andere Beobachtung, die wir schon bei verschiedenen anderen Gelegenheiten gemacht hatten, wurde auch auf der Buchmesse einmal mehr bestätigt.
Die Menschen betrachten Demokratie und deren Verfasstheit in einer Gesellschaft nach wie vor in erster Linie als Aufgabe einer politischen Elite bzw. der verschiedenen Institutionen. Die wenigsten jedoch scheinen zu erkennen, das Demokratie in erster Linie Sache des demos, des Volkes ist, dass Demokratie Aufgabe der Gesellschaft, in Konsequenz eine persönliche Aufgabe für jeden einzelnen Bürger darstellt. Es bleibt die Aufgabe von Mehr Demokratie, weiter dafür zu werben, dass jeder Bürger diese Aufgabe kreativ wahrnimmt und als Chance für sich selbst begreift. So gesehen war die Buchmesse ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Sicher ist, dass wir mit unserem Stand den Verein Mehr Demokratie einem breitem Publikum näher gebracht haben, viele hatten vorher noch nie etwas von uns und unseren Anliegen gehört.
Da sich unweit unseres Standes die Comic- und Mangaverlage präsentierten kamen natürlich auch viele junge Leuten vorbei. Es mag wenig verwundern, aber gerade bei den Jugendlichen ist in ihrer Mehrzahl eine nicht geringe Distanz zu den Themen Demokratie und Politik zu beobachten. Es steht zu befürchten, dass all das über die übliche massenmediale Seichtheit und die altbackene und von vielen wenig geliebte schulische Institutionskunde in der Lebenswelt dieser Jugendlichen bestenfalls in homöopathischen Dosen vorkommt. Im Sinne von Mehr Demokratie erscheint vor allem ein erhöhtes Engagement in diesem Bereich als dringend notwendig.
Als vorläufiges Fazit könnte stehen, dass viele Bürger zwar unzufrieden mit der Arbeit und dem Gebaren der meisten Politiker sind, von allgemeinem Politik- oder gar Demokratieverdruss jedoch nicht die Rede sein kann. Viele unser Gesprächspartner waren durchaus offen für Argumente und vertraten zum Teil kenntnisreich ihre Meinung. Für unseren Verein Mehr Demokratie Sachsen ergibt sich daraus die Herausforderung das Gespräch mit den Menschen auf der Straße auch weiterhin und verstärkt zu suchen und sie auf ihre bürgerliche Selbstverantwortung aufmerksam zu machen. Letztendlich gilt es dabei jedes mal aufs neue nach Antworten auf die Frage zu suchen: Warum mehr Demokratie?
Besonders danken möchte das Büroteam bei Frau Ehms, Frau Fischer und Frau Nimz, Herrn Baumann, Herrn Fleischhauer, Herrn Nimz, Herrn Turrak, Herrn Kreiss und Herrn Zeitschel für ihre wirklich große Hilfe und Unterstützung bei der Betreuung des Infostandes. In vielen Gesprächen mit den Besuchern haben alle in ihrer jeweils eigenen Weise dazu beigetragen die Vielstimmigkeit von Mehr Demokratie beispielhaft zu demonstrieren.