"Gedanken zur Demokratie": Unternehmen als Orte gelebter Demokratie

In der Reihe "Gedanken zur Demokratie" geht es in der aktuellen Ausgabe darum, dass Demokratie und Wirtschaft zusammengehören und zusammen gedacht werden sollten.

 

UNTERNEHMEN ALS ORTE GELEBTER DEMOKRATIE
Beitrag des Landesvorstands, viertes Quartal 2023

 

Demokratie und Wirtschaft gehören zusammen!

Wie leben wir demokratische Werte in unserem Arbeitsalltag?
Wie trägt der demokratische Staat zum wirtschaftlichen Erfolg unseres Unternehmens bei?
Ist damit ein Unternehmen eine Stätte demokratischer Bildung?

Um es vorwegzunehmen: Hinter diesen Fragestellungen steht die Überzeugung, dass Demokratie nicht nur eine Staatsform ist, sondern vor allem auch eine Lebensform.
Sie wird einerseits durch staatliche und politische Institutionen praktiziert und muss andererseits von der Gesellschaft von innen heraus aktiv gelebt werden, wenn sie dauerhaft und krisenfest bestehen will.

Das betrifft sämtliche gesellschaftlichen Bereiche, vom Familien- und Freundeskreis über die Kitas und Schulen, die Kultur und die Kunst, die Vereine und zivilgesellschaftlichen Organisationen bis hin zur Wirtschafts- und Arbeitswelt!

Die Zielgruppe der Wirtschafts- und Arbeitswelt ist leider in der politischen Bildungslandschaft noch wenig präsent. Dies, obwohl seit der Finanzkrise 2008 eine zunehmende Auseinandersetzung mit wirtschaftspolitischen Fragestellungen zu beobachten ist. Es rücken Themen wie Vielfalt, Antirassismus und Antidiskriminierung in den Vordergrund.

Flächendeckende Angebote zum Thema „Demokratie und Wirtschaft“ gibt es im Vergleich zu anderen Themen der politischen Bildung weniger. Dabei ist doch die Verbindung naheliegend, bedenken wir, wie viele Bürgerinnen und Bürger einen Großteil ihres Tages am Arbeitsplatz verbringen. Auch hier bilden die Werte der demokratischen Staats- und Gesellschaftsordnung die Grundlage für das menschliche Zusammensein und -arbeiten. Zudem legen sie darüber hinaus die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen für jegliches unternehmerische Handeln fest.

Wirtschaft und Demokratie sind demnach fest miteinander verbunden. Dies zeigt, warum demokratische Themenstellungen für Unternehmen relevant sind und sich diese damit beschäftigen müssen, um ihre Unternehmenskultur auch in diesem Teilaspekt weiterzuentwickeln.

Demokratie und Haltung als tragende Aspekte im alltäglichen Umgang mit Mitarbeitenden und Führungskräften stehen mit ihren Werten nach innen für die Art und Weise des täglichen Miteinander.
Begegnen wir uns in all unserer persönlichen und beruflichen Unterschiedlichkeit mit Toleranz und Respekt? Entfaltet sich eine offene Kommunikation? Werden Meinungsverschiedenheiten zugelassen und Konflikte in jeder Hinsicht gewaltfrei ausgetragen?

Dazu gesellen sich Fragen der Partizipation: Welche Möglichkeiten der Mitsprache und Mitentscheidung gibt es für Mitarbeitende außerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Instrumente? Inwiefern werden gesellschaftliche Diskurse wie z.B. zur Inklusion oder Vielfalt auch im Unternehmen geführt und umgesetzt?

Gleichzeitig stehen Marktwirtschaft und Demokratie in einem natürlichen Spannungsfeld zueinander.

Ihrem Wesen nach begünstigt die Marktwirtschaft materielle Ungleichheit innerhalb der Gesellschaft. Sie kann dazu führen, dass weniger ressourcenstake Mitglieder der Gesellschaft auch systematisch weniger politisch partizipieren. Dieses Ungleichgewicht in der demokratischen Teilhabe kann die Demokratie insgesamt belasten. Andererseits entsteht aus diesem Spannungsverhältnis eine Verantwortung der Wirtschaft, dem Ungleichgewicht etwas entgegenzusetzen und sich für den Erhalt der Demokratie zu engagieren!

An diese gesellschaftliche Verantwortung von Wirtschaft knüpft auch ebenso die relevante betriebswirtschaftliche Perspektive an: denn die demokratischen Rahmenbedingungen sind ein relevanter unternehmerischer Erfolgsfaktor!
Demokratie als staatliche Rechtsform bildet das berechenbare und verlässliche Umfeld für unternehmerisches Handeln und bildet die Grundlage für nachhaltigen Erfolg.

Insbesondere angesichts der Herausforderungen der aktuellen Transformation mit ihren Trends der Digitalisierung, Dekarbonisierung und des demografischen Wandels, die auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die staatliche Steuerungsfähigkeit herausfordern.

Eine demokratische Unternehmenskultur, die sich durch eine hohe Eigenverantwortung der Mitarbeitenden, mehr Möglichkeiten der Mitsprache und Partizipation, diverse Teams und ein respektvolles Miteinander auf allen Ebenen auszeichnet, kann zum Wettbewerbsvorteil werden, um vor allem junge, gut ausgebildete Fachkräfte an sich zu binden.

Nachgewiesenermaßen wirkt sich insbesondere der Aspekt der stärkeren Eigenverantwortung und Mitbestimmung von Mitarbeitenden in dezentralen, selbständig entscheidenden Organisationseinheiten produktiv messbar und dadurch wirtschaftlich erfolgreich auf die Unternehmensprozesse aus.

Es gibt demnach gute Gründe, warum es für Unternehmen lohnenswert ist, sich mit dem Thema „Demokratie in der Wirtschaft“ auseinanderzusetzen.
Dass hierfür auch das Interesse und der Bedarf auf Seiten der Wirtschaft besteht, machen Gespräche mit regionalen Unternehmen und wirtschaftlichen Interessensvertretungen deutlich.

Demokratie und Wirtschaft gehören zusammen - Unternehmen sind Orte gelebter Demokratie!

Oktober 2023
Der Landesvorstand

 

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